Die Afrikanische Fussballandschaft

By | March 19, 2015

Wir haben viel darueber gesprochen, wie Fussball einerseits durch die Kolonalmaechte nach Afrika kam, andererseits jedoch schnell als jeweiliger Nationalsport aufgegriffen wurde und ein nationales identitaetsstiftender Sport wurde. Besonders nachdem die verschiedenen Staaten ihre Unabhaengigkeit erlangten, verstaerkte sich diese Funktion des Fussballs ganz besonders.

Da Deutschland erst sehr spaet und auch nur fuer kurze Zeit Kolonien in Afrika hielt, schien es zunaechst nicht viel aus deutscher Sicht hinzuzufuegen zu geben. Der heutige Vortrag von Can Evren (Doktorand in der Anthropologieabteilung der Duke Universitaet) hat ein neues Licht auf das Thema geworfen: In den 60er und 70er Jahren entsteht eine grosse Nachfrage nach europaeischen und auch spezifisch deutschen Trainern, da die jungen afrikanischen Nationen nicht nur ein Nationalteam, sondern eine Sport-Infra

Rudi Gutendorf

Rudi Gutendorf

struktur aufzubauen suchen. Auf diese Weise wird der kalte Krieg auch auf dem Fussballplatz gefuehrt: Werden sich westliche oder oestliche Spielstrategien und und somit auch kulturelle Ideologien durchsetzen?

4 thoughts on “Die Afrikanische Fussballandschaft

  1. Paige Newhouse

    Fußball hat das Leben in Afrika bereichert. Wegen des Fußballs sind viele Afrikaner stolz, Afrikaner zu sein. Sie sind stolz auf ihre Spieler und Nationen, wenn afrikanische Mannschaften auf einer internationalen Bühne spielen. In Afrika bietet Fußball eine Hoffnung für die Zukunft an. Die 2010 WM zeigt, dass Fußball Afrikaner vereinigt und Panafrikanismus fördert. Es ist beunruhigend für mich, dass ehemalige Besiedler afrikanischen Fußball benützen, um Geld zu machen. Can Evren und Peter Alegi beide zeigten, wie heute Kolonialismus im afrikanischen Fußball eingeschlossen ist.

    Obwohl Deutschland eine kleine Rolle in Kolonialafrika hatte, spielte es eine große Rolle für afrikanische Nationalfußballmannschaften, weil viele deutsche Trainer afrikanische Nationalmannschaften trainieren. Man könnte sagen, dass das keine große Sache ist, da viele Nationalmannschaften in der Welt deutsche Trainer haben. Aber wenn man die Anwesenheit, die andere europäische Trainer in Afrika haben, bedenkt, ist es ein großes Thema. Die meisten Trainer, die die Entscheidungen für afrikanische Nationalmannschaften machen, kommen aus Europa. In Afrika kommen vier aus Deutschland. [1] Da Fußball der beliebteste Sport in der Welt ist, ist es lukrativ und folgen Trainer und Spieler dem Geld. Aber warum gibt es nicht afrikanische Trainer in Europa? Es ist einseitig, weil keine afrikanischen Trainer europäische Mannschaften trainieren. Wenn afrikanische Spieler gut genug sind, in europäischen Mannschaften zu spielen, dann sollten afrikanische Trainer gut genug sein, europäische Mannschaften zu trainieren.

    Es ist ähnlich für die Spieler. Obwohl die besten afrikanischen Spieler für europäische Mannschaften spielen, spielen nicht die meisten europäischen Spieler für afrikanische Mannschaften. Heute ist Afrika ein Ort für europäische Mannschaften, von dem viele Spieler rekrutiert werden, weil die Mannschaften nicht nur afrikanische Spieler anwerben, sondern auch ihre Jerseys an Afrikaner verkaufen. Europäische Ligen sind beliebter in Afrika als afrikanische Ligen. Es ist der Traum der afrikanischen Jungen, für europäische Mannschaften zu spielen. Afrikanische Familien legen Geld im Traum der Söhne an, in Europa zu spielen, und viele verlieren alle ihrer Ersparnisse. [2] Viele Jungen, die nach Europa gehen, versagen oft und danach leben sie in europäischen Elendsviertel.

    Obgleich afrikanischer Fußball mit europäischem Kolonialismus verflochten ist, ist Fußball positiv für die afrikanischen Leute. Ich bin der Meinung, dass Fußball in Afrika ist wie es in Südamerika. In Südamerika hatten Diktatoren totale Kontrolle über Länder. Sie regierten nicht nur die Länder, sondern auch die Nationalmannschaften. Aber Südamerikaner liebten die Nationalmannschaften während der politischen Unterdrückung. Südamerikaner glauben, dass Fußball das Volk ist. Vielleicht ist Fußball auch das Volk in Afrika. Auf diese Weise haben kulturelle Ideologien Fortschritte gemacht und ist Fußball unabhängig vom Westen. Wenn afrikanische Fußballmannschaften sich ohne europäische Trainer entwickeln können, wird afrikanischer Fußball sich durchsetzen. Ich glaube, dass Fußball auf dem richtigen Weg ist, weil Afrika und Afrikaner für die 2010 WM vereint waren.

    [1] http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_African_national_football_team_managers
    [2]

    28319917

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    1. Corinna Kahnke

      Die Gegenueberstellung von “schwarzem Koerper” und “weissem Kopf” ist also noch immer sehr stark in die Fussballkultur eingeflochten – lassen sich darauf auch Rueckschluesse auf weltpolitische Haltungen der “Ersten”, “Zweiten” und “Dritten Welt” schliessen?

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  2. Thamina Stoll

    Diese Entwicklung – Fußball als identitätsstiftendes Werkzeug zu nutzen – ist im Nachhinein betrachtet nicht sonderlich verwunderlich, aber dennoch höchst interessant, denn wie unser eigenes Unwissen (vor der Vorlesung und dem Vortrag) beweist, ist diesem Thema bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden.

    Dass es sich hierbei um eine Adaption des Kalten Krieges handelte, wage ich allerdings zu bezweifeln. Fußball ist ein westliches Exportgut, das zwar auch im Osten für Propaganda-Zwecke genutzt wurde, aber es lässt sich nicht bestreiten, dass die Regeln schon immer vom Westen geschrieben worden sind. Die FIFA als internationale Institution ist der Inbegriff einer kapitalistisch-orientierten Organisation, West-Europa als Zentrum des Fußballs ist omnipräsent und war dies bereits vor 50 Jahren. Die Marke “FIFA” ist bereits in den 60er/70er Jahren so erfolgreich in der Welt etabliert gewesen, dass die Konkurrenz chancenlos war.

    Als afrikanischer Staat, der soeben seine Unabhängigkeit erlangt hat, hätte ich denselben Weg eingeschlagen und versucht, von den westlichen Ideologien zu profitieren. Denn Sport kann nicht nur einen identitätsstiftenden Effekt haben, sondern zugleich auch eine politische Wirkung haben, wie wir mittlerweile alle wissen. Indem besagte Staaten nach westeuropäischen bzw. deutschen Trainern Ausschau gehalten haben, distanzierten sich die Regierungen betroffener Länder bewusst von einer potentiellen Einflussnahme durch den Ostblock. Und obwohl sozialistisch-geprägte Staaten durchaus versuchten, Druck auszuüben, so sind sie bei diesem Versuch kläglich gescheitert.

    Wie ich letzte Stunde bereits angesprochen habe, so bin ich nach wie vor fest davon überzeugt, dass Fußball dem Volk gehört; und obwohl die zunehmende Kommerzialisierung des Sports, Korruptionsverdächte oder Propaganda-Versuche heute wie damals für Schlagzeilen sorgen, so überwiegen für mich eindeutig die Vorteile, die der Fußball mit sich bringt. Fußball ist, was jeder Einzelne daraus für sich macht und das kann einem keine Regierung (egal welcher Ausrichtung) so einfach wegnehmen. Und ich denke, das haben auch die afrikanischen Staaten schnell erkannt.

    Was mich interessieren würde ist, ob bzw. wenn ja wie der Südsudan, der erst kürzlich (2011) seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangt hat, den Fußball in ähnlicher Weise nutzen wird.

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    1. Corinna Kahnke

      Diese Entwicklung gilt es demnach, im Auge zu behalten, um zu sehen, inwieweit sich die bisherigen Beobachtungen ueber die Bedeutung des Fussballs bestaetigen lassen, oder ob dieser als ‘zu westlich’ abgelehnt wird.

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